Finde den Schatz

Finde den Schatz

Hurra! Ich habe meine erste Koope­ra­ti­ons­an­fra­ge bekom­men! Ich bin kon­tak­tiert wor­den, ob ich Schatz­su­chen für Kin­der­ge­burts­ta­ge aus­pro­bie­ren und auf mei­nem Blog vor­stel­len möch­te. Es ist end­lich soweit: Men­schen beach­ten mei­nen Blog! Ich werde berühmt! Und reich! Und Köni­gin der Welt! Und … Okay, okay. Viel­leicht nicht ganz. Aber dass mein Blog inzwi­schen nicht mehr unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit statt­fin­det, freut mich tatsächlich. 

Startet der Ausverkauf?

Gleich­zei­tig kom­men mir sofort Zwei­fel — Ist das der Anfang vom Ende? Ver­kau­fe ich meine Seele? Werde ich jetzt zu einer die­ser pein­li­chen Figu­ren, die sich bis zur Unkennt­lich­keit gefil­tert mit Pro­duk­ten in der Hand vor der Kame­ra räkeln? Erwähn­te ich schon, dass ich zu Über­trei­bun­gen neige? 

Achtung Werbung!

Zum Glück läuft alles ganz anders und recht locker ab. Die Abspra­che mit Mache­rin­nen von https://ausgefuxt.de/ ist die: Ich pro­bie­re eine Schatz­su­che aus. Wenn ich sie für gut befin­de, schrei­be ich dar­über. Wenn nicht, schwei­ge ich mich öffent­lich aus. Aus die­sem Grund läuft das hier unter Wer­bung und nicht unter Jour­na­lis­mus. Spoi­ler: Da du diese Zei­len liest, hat mir und vor allem mei­nem Kind (8) die Schatz­su­che gefallen. 

Wer braucht so etwas? Ich!

Dabei war mein ers­ter Reflex zu sagen: Geld für fer­ti­ge Schatz­su­chen zah­len? Wer braucht denn so etwas? Dann kur­zes Nach­den­ken: Ich! Ich bin zwar krea­tiv, aber das Aus­den­ken von Schatz­su­chen liegt mir so gar nicht. Bis­lang bin ich immer ganz gut um das Thema her­um­ge­kom­men. Bei unse­ren Kin­der­ge­burts­ta­gen wur­den die Schatz­su­chen von der Mut­ter eines Gas­tes oder den gro­ßen Schwes­tern mei­nes Kin­des gestal­tet, die alle­samt im päd­ago­gi­schen Bereich arbei­ten und so etwas quasi pro­fes­sio­nell aus dem Ärmel schüt­teln. Zu die­ser Erkennt­nis gab es für mich noch einen wei­te­ren Grund, so eine Schatz­su­che aus­zu­pro­bie­ren: mein Kind war zum Zeit­punkt der Anfra­ge nach einem Coro­na-Fall in der Klas­se mal wie­der in Qua­ran­tä­ne war und liiiii­iebt Schatzsuchen. 

Genderfreie Themenaufteilung

Beim Blick auf die Web­sei­te, finde ich erfreu­lich, dass die Schatz­su­chen the­ma­tisch sor­tiert sind und die Mache­rin­nen auf die inzwi­schen fast unver­meid­li­che Mäd­chen-Jungs-Auf­tei­lung ver­zich­tet haben. Typi­sche “Mäd­chen­the­men” wie Pferd und Ein­horn sind augen­scho­nend grün und blau gestal­tet. So oft, wie All­tags­din­ge inzwi­schen ohne Not gegen­dert wer­den, fällt das posi­tiv auf. Wenn das Ange­bot grö­ßer wird, wäre eine Sor­tie­rung nach Alter gewiss hilf­reich. Es gibt unter­schied­li­che The­men wie z.B. Pira­ten, Ägyp­ten oder Welt­all. Auch kon­takt­freie Schatz­su­chen für die aktu­el­le Pan­de­mie-Situa­ti­on wer­den ange­bo­ten. Ich scrol­le mich mit mei­nem Kind durch, das sofort weiß, was es will: Die Wald-Schatz­su­che. Das Ganze wird als PDF run­ter­ge­la­den und auf dem hei­mi­schen Dru­cker aus­ge­druckt. Wer so ein alters­schwa­ches Gerät wie ich besitzt, dem emp­feh­le ich den Gang in den Copy-Shop zum aus­dru­cken. Die Schatz­su­che ist hübsch gestal­tet (es gibt eine Schatz­kar­te, Brie­fe und Rät­sel), die Illus­tra­tio­nen haben schö­ne Aus­dru­cke verdient. 

Pannenfreier Kindergeburtstag

Als das Kind abends im Bett ist, berei­te ich die Schatz­su­che vor. Erfreu­li­cher­wei­se gibt es zu allen Schatz­su­chen zusätz­li­che Tipps, wie man den Weg gestal­ten oder die Schatz­tru­he fül­len kann. Gera­de, wenn man als Eltern das erste Mal einen grö­ße­ren Geburts­tag aus­rich­tet, gibt das Sicher­heit. Man hat ja bei so etwas lei­der keine Gene­ral­pro­be und will sei­nem Kind unter kei­nen Umstän­den den Geburts­tag ver­hun­zen. Unver­ges­sen, wie ich vor dem einen Kin­der­ge­burts­tag keine Zeit hatte, mit der Zucker­wat­te­ma­schi­ne zu üben. Ich war zu unge­dul­dig und habe zu früh Zucker nach­ge­kippt und dann war alles ver­stopft und ich habe in ein hal­bes Dut­zend sehr ent­täusch­te Fünf­jäh­ri­gen-Gesich­ter geguckt.

Talent am Anschlag

Sei’s drum. Ich merke schnell beim Vor­be­rei­ten, dass ich mit aus­schnei­den, kle­ben und dem Aus­den­ken der Ver­ste­cke schon ziem­lich am Anschlag von mei­nem Fähig­kei­ten bin. Zumal ich mich bei den Ver­ste­cken für die Schatz­su­che auf Woh­nung, Bal­kon und Kel­ler beschrän­ken muss. Gar nicht so ein­fach. Ja, ich bin tat­säch­lich eine poten­ti­el­le Kun­din wie aus dem Businessplan.

Die Wald-Schatzsuche

Der Plot unse­rer Wald-Schatz­su­che ist: Eich­hörn­chen Toni hat seine Vor­rä­te ver­bum­melt. Weil es aber weiß, dass es schus­se­lig ist, hat es bei ver­schie­de­nen Wald­tie­ren Hin­wei­se hin­ter­legt, mit denen es sei­nen Win­ter­vor­rat wie­der­fin­den kann. An jeder Sta­ti­on der Schatz­su­che muss ein Rät­sel gelöst wer­den. Die rich­ti­ge Lösung ergibt ein Sym­bol und die gesam­mel­ten Sym­bo­le erge­ben einen Code.  So kno­beln wir uns vom Wohn­zim­mer über Kel­ler, Bad, Bal­kon und Hoch­bett zum Schatz. 

Es gibt auch Nieten

Was mir gefällt: die Schatz­su­che kann je nach Lage vor Ort unter­schied­lich auf­wen­dig gestal­tet wer­den. Wer mag und Res­sour­cen hat, kann drau­ßen Kas­ta­ni­en, Zwei­ge und ande­re Pflan­zen­tei­le sam­meln und die Schatz­su­che in einem Park oder Wald ver­an­stal­ten. Wer wie wir in Qua­ran­tä­ne sitzt oder einen Regen­tag erwischt, kann die vor­ge­fer­tig­ten Bil­der aus­dru­cken und hat auch mit der Schmal­spur­ver­si­on Spaß. Ein wei­te­re schö­ne Idee, vor allem für die Eltern: man ver­teilt auch Nie­ten als Schatz, die mit fal­schen Codes gekenn­zeich­net sind. Das sorgt bei uns Eltern für Unter­hal­tung und bei den Kin­dern für Ver­wir­rung — “Hä, der Schatz ist eine Möhre?”. Und es stei­gert noch ein­mal ein biss­chen die Spannung.

Auf einem weißen Tisch liegen ausgeschnittene Teile mit Text darauf. Daneben steht ein Prit-Stift.

Couchtisch als Zentrale

Wir haben zuhau­se unge­fähr eine Drei­vier­tel­stun­de gebraucht, inklu­si­ve Rät­sel­ra­ten, schnei­den und auf­kle­ben der Lösun­gen auf den Plan und einem Aus­flug in den Kel­ler. Damit die Chose etwas län­ger braucht, war am Couch­tisch die Zen­tra­le, zu der wir nach jedem gelös­ten Rät­sel wie­der zurück­ge­kehrt sind und dann den Text für das Fin­den der nächs­ten Sta­ti­on zusam­men­ge­setzt haben. Die Schatz­su­che ist ab sechs, mein Kind ist acht und hatte Spaß beim Suchen und auch beim Lesen der Texte. Die Rät­sel pas­sen gut zu Schul­an­fän­gern. Für eine Acht­jäh­ri­ge waren die Rät­sel eher ein­fach. Immer­hin gab es so kei­nen Frust. Den hat­ten wir in der Qua­ran­tä­ne ja schon genug.

Das Kind war begeistert

Für mich funk­tio­niert das Preis Leis­tungs-Ver­hält­nis bei den Schatz­su­chen (eine große Schatz­su­che kos­tet 15 Euro). Beson­ders, wenn einem wie mir das Aus­den­ken und Vor­be­rei­ten von sol­chen Ver­an­stal­tun­gen erheb­lich mehr Mühe als Spaß berei­tet. Nach mei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung mit Kin­der­ge­burts­ta­gen kos­tet so eine Ver­an­stal­tung so viel Zeit und Ner­ven, dass man es sich im Vor­feld und den Tag selbst so stress­frei wie mög­lich gestal­ten soll­te. Out­sour­cing heißt das Zau­ber­wort. Für Leute wie mich passt das Ange­bot also.

Das Kind war auf jeden Fall begeis­tert. Und hat sich umge­hend eine Schatz­su­che für mich ausgedacht.

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