Hilfe! Weihnachten ohne Mutterstress
Während in meiner Mutter-Bubble der Stress Richtung Weihnachtsfest alljährlich brutal ansteigt, durfte ich in diesem Jahr die Situation erleben, dass mein Mann sämtliche Geschenke für unser Kind und die Enkel eingekauft hat. Komplett. Ich musste nichts machen. Und das fühlt sich merkwürdiger an, als es sollte.
Hier shoppt der Vater
Während sich Mütter landauf, landab in der Adventszeit einen Wolf rödeln, hat in meiner Familie tatsächlich ein freundlicher, älterer Mann für sämtliche Geschenke gesorgt, allerdings ohne Bauch und weißen Bart. Dabei fing alles ganz harmlos an. Mein Mann war schon Ende November mit unserem Kind und dem Enkel shoppen gewesen, wo die Kinder sich ihre Geschenke aussuchen durften. Unser Kind ist 10, der Enkel 7.* Die glauben beide nicht mehr an den Weihnachtsmann. Und außerdem folgt mein Mann damit der Tradition seines verstorbenen Vaters, der mit den großen Töchtern immer ausgedehnte Weihnachts-Shopping-Touren veranstaltet hat.
Genug Geschenke — ohne mein Zutun
Aber es blieb nicht dabei. Als ich mich nicht entscheiden konnte, welche Smartwatch das Kind bekommen soll, hat er das auch kurzerhand übernommen und zack-zack bestellt. Schließlich ist er bei einem Spaziergang an seinem freien Tag an einer Buchhandlung vorbeigekommen und hat für die Kinder noch Bücher gekauft. Damit waren mehr als genug Geschenke im Sack.
Darf ich mitmachen?
Für mich gibt es nichts mehr zu tun. Ich muss nicht einmal einpacken. Und was soll ich sagen? Ich fühle mich richtig schlecht, spüre regelrecht eine innere Unruhe, die meint, ich MUSS doch auch was besorgen. Ich kann doch nicht einfach nur mitmachen! Moment – kann ich denn bei den Geschenken vom Mann mitmachen? Ich habe ihn tatsächlich gefragt, ob die Geschenke dann … äh … auch … irgendwie … von mir sind.
Wo bleibt die sorgende Mutter?
Ich sollte dazu erwähnen, dass mein Mann und ich uns im Alltag die Sorgearbeit teilen. Es ist keineswegs so, dass ich alles zu Weihnachten organisiere. Im Gegenteil. Aber, dass ich GAR KEINE Geschenke besorge? Das fühlt sich einfach nicht richtig an. Ich staune darüber, wie mächtig das Mindset der sorgenden Mutter ist. Wie unsicher und verloren ich mich dabei fühle, wenn ich loslasse und zuschaue, wie die Dinge komplett ohne mein Zutun laufen und funktionieren.
So ganz kann ich es nicht lassen
Besonders bitter für mich: Ich habe nicht nur nichts beigetragen, sondern sogar noch ein bisschen was vom letzten Rest Weihnachtszauber versaut. Ich habe die Smartwatch schon geladen, damit das Gerät Heiligabend gleich betriebsbereit ist. Sehr smart, nicht wahr? Allerdings war ich nicht smart genug, die geöffnete Verpackung wieder zu verstecken, die das Kind natürlich direktemang erspäht hat. Tja, wieder eine Überraschung weniger. Aber eine Sache habe ich fürs Kind dann doch noch besorgt: Wir waren letztens in einem Spielwarengeschäft, wo das Kind etwas haben wollte, und ich Nein gesagt habe. Da bin ich gestern noch mal vorbeigeradelt und habe den Wunsch vom Kind gekauft. Nichts Großes, aber so ganz ohne selbst gekauftes Geschenk habe ich es doch nicht ausgehalten.
Locker bleiben, laufen lassen — ich versuche es
Und jetzt? Ich werde versuchen, so gut es geht locker zu bleiben, mich darüber zu freuen und es anzunehmen, dass ich die Last der Sorge nicht allein auf meinen Schultern trage und dieses Jahr sogar komplett sorgenfrei sein darf. Mein Mann meinte heute Morgen, er müsste die Bücher noch einpacken. Ich zucke, ob ich das übernehme, oder ihn machen lasse. Ich bin noch unentschieden.
* Kurze Erklärung: Ich lebe in einer Patchworkfamilie. Mein Mann hat zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe. Die Älteste hat inzwischen selbst Kinder. Zudem haben wir eine gemeinsame Tochter. Der Altersabstand zwischen der Kleinen und ihren älteren Schwestern ist recht groß, zwischen unserem Kind und dem ältesten Enkel dagegen eher klein.